© Salatkirmes Germerode 2024
Salatkirmes Germerode                          09.- 13. Mai 2024

Rede der Kirmesbeerdigung am 06. Juni 2011 von Kirmespfarrer Florian

Zindel

Meine lieben versoffenen, schlecht riechenden und immer noch durstigen Trauergäste. Wir haben uns hier vor diesem sehr mikrigem Löchlein versammelt, um der Salatkirmes Germerode nach ihrem fünftägigen Leben die letzte Ehre zu erweisen. Nach der Kirmes 2010 hat es sich ziemlich lang hingezogen, bis klar war, wer in diesem Jahr unsere ersehnte, weit über die hessischen Landesgrenzen hinaus bekannte Kirchweih zum Leben erwecken wird. Leider war kein Jungvolk zu gewinnen aber nach zähen Verhandlungen zwischen dem Burschen und dem Maichen von 2010 und den bereits verheirateten Altburschen Uwe D. und Olaf S. war das neue Team für das diesjährige Fest gefunden. Ganz zum Leidwesen eines Altburschens aus dem Unterdorf, der sich vor wenigen Wochen nach einem Skatabend in unserer Fassbierausschankstelle „Meißnerhof“ zu fortgeschrittener Stunde und nach dem Genuss zahlreicher alkoholischer Getränke zum Kirmesgott selbst gekrönt hat. Dieser pocht immer auf unsere Traditionen, nach denen nur unverheiratete Germeröder Männer zum Burschen ernannt werden dürfen. Allerdings wurde diese aber schon in den letzten Jahren gebrochen , denn wir hatten schon unverheiratete Frauen, die unser hartes Alkoholvernichtungszeltlager ausgerichtet hatten. Aber nun auch noch verheiratete Männer? Aber wie wir alle sehen konnten hat es natürlich auch funktioniert und, wer weiß, in Zeiten der Gleichberechtigung haben wir vielleicht nächstes Jahr zwei verheiratete Frauen an der Spitze! Und mal als Mann Kirmesmädchen zu sein ist auch eine ganz neue Erfahrung wert gewesen. Nun ging es aber für die frisch ernannten Burschen nicht unbedingt einfach los, die erste Hürde für die beiden war: „Wie sag ich es meiner Frau?“. Zum Glück musste ich mich als Kirmespfarrer nicht noch um zwei weitere Trauerfälle kümmern und außerdem, wo hätten wir denn auf die schnelle zwei neue Burschen herbekommen sollen? Das nächste Problem war wahrscheinlich die Suche nach passenden Bands und Kapellen für die 5 Tage des lauten Treibens oben auf dem Festplatz zu finden. Im Großen und Ganzen ist dies den beiden sehr gut gelungen, auch wenn sich ab und zu bei den Instrumentenquälern ein falscher Ton einschlich. Ich erinnere mich außerdem auch noch lebhaft an das Kreiskirmesburschentreffen der Hopfenblütenmanufaktur aus Eschewei im alten E- Werk. Ich und einige Altburschen, sowie der Kirmesläufer hatten die Ehre der völlig sinnlosen Saufveranstaltung beizuwohnen. Es hat allen großen Spaß gemacht bis, ja, bis es auf den Heimweg ging. Wir teilten uns hierfür mit 4 Mann ein Taxi. Ich musste natürlich als Jüngster auf der Rückbank zwischen Olaf S. und Uwe D. und bemerkte, dass einer der beiden neben mir immer stiller wurde, allerdings hat er nicht geschlafen und sein Gesicht war ganz blass. Kaum kam der Wagen in Germerode zum stehen und er Kutscher war entlohnt, da riss besagter Bursche die Tür auf und ließ sich die in Eschwege inhalierten Ahle Worscht Brote ein zweites mal durch den Kopf gehen. Naja, irgendwann musste das Training für die wilden Tage im Juni in die heiße Phase gehen. Anscheinend kreisten die Gedanken von Olaf S. in den Wochen darauf noch oft um die Germeröder Großveranstaltung, er war geistig oft abwesend, so auch beim Autofahren. Dies bekam das Auto seiner Frau schmerzlich zu spüren. Eine weitere Herausforderung für die beiden war auch das Aufstellen des Werbeschildes in Reichensachsen, bei dem ein Schrauberbit aufgab und dann kurzerhand die Spaxschrauben zu Nägeln umfunktioniert wurden und mit einem Fäustel ins Holz gedroschen wurden. Schließlich kam es dann soweit, dass der Donnerstag anbrach, an dem es abends mit der Disco losgehen sollte. Um uns nach dem Stand er Aufbauarbeiten zu erkundigen suchten das Kirmesmädchen von 2009, Mario „Nussbaum“ S., das Altkirmesmaichen Moni S. und ich den Tempel der Lust, also das Festzelt, auf. Es gab viel zu sehen, denn die Werbeplanen, die eigentlich schon an den Wänden hängen sollten lagen wild auf dem Boden verteilt, die Kirmesmädchen Ramona D. und Barbara S. waren eifrig am werkeln und hatten schon einige Plakate an die Zeltwände genagelt, aber was machten die Burschen? Die beiden standen diskutierend mitten zwischen den auf dem Boden verteilten Bannern und berieten sich, wie diese am besten aufzuhängen wären, aber sie waren noch nicht soweit gekommen, überhaupt nur eines davon an die Zeltwand zu tackern. Außerdem war auch ein Teil des Getränkeabfüllgeschwaders aus dem Hause Sippel, einschließlich des Vortänzers Björn „ich fahr jetzt zwei V8“ S. anwesend, der auf dem Besen durch die Festhalle ritt, um den Tanzboden von jeglichem Schmutz zu befreien. Nach kurzer Kraftanstregung durch alle eben Aufgezählten hatten wir aber die Lage schnell im Griff und ratzfatz alle anstehenden Arbeiten erledigt, damit am Abend dem feierwütigen Volk die Tore geöffnet werden konnten. Aber als plötzlich zwei Pizzakartons vom Griechen aus dem Nachbarort, ich glaub` der heißt Abterode, auf dem Tresen standen, da war der Festwirt dann doch ein wenig irritiert. Gegen späten Nachmittag schwankten dann auch noch Germeröder Jungväter ins Zelt und hielten die Burschen von der Arbeit ab. Das trinkwütige Völkchen bestand dann darauf, die richtige Temperatur des Gerstensaftes zu überprüfen, obwohl ich dies natürlich schon einige Zeit vorher getan hatte. Nachdem die Überprüfung zu einem positiven Ergebnis kam verwechselte allerdings Altbursche Marco R. aus A. das Kassenhäuschen mit einem Sitzmöbel, das unter dessen Gewicht sehr schnell aufgab. Als dann auch die Gehirnausblasgeräte durch unseren altbekannten Fachmann Mario B. aus W. aufgestellt waren und die beiden Musikmixer DJ Hagen und DJ Hahsenegger an ihren Abspielgeräten standen konnte endlich der Kindergarten, der auf dem Parkplatz stand, rein gelassen werden. Es war ne fette Party, die ihr Ende erst gegen 6 Uhr fand, obwohl die Beschaller um halb fünf anfingen, ihre Koffer zu packen. Anscheinend hatten einige Schoppenklopper nicht die richtige Taktzahl zum Gläser, äh nein, Becher, leeren gefunden und somit eine extra Runde einlegen mussten, um wenigstens einigermaßen besoffen die Veranstaltung verlassen zu können. Es war ein würdiger Auftakt, auch wenn mal wieder einige Halbstarke ausprobieren mussten, wie hart ein Schlag wohl sein muss, damit die Nase der gegenüberstehenden Person anfängt zu bluten. Am Freitag dann begann der Abend mit der offiziellen Kirmeseröffnung, bei der viele Germeröder zugegen waren, einschließlich der Alkoholvernichtungsgeschwaders Germerode Mitte unter Leitung des Kampftrinkers Benno Z. Außerdem brachte der Pufferbrater Carsten „Graf von Fleisch“ H. seine Kartoffelpuffer aus seiner Holzbude auf Rädern unters Volk, die dann auch die richtige Grundlage für die anschließende Alkoholvernichtungsschlacht war. Die Kirmeseröffnungsrede übernahm komplett der Veranstalter Uwe D., der diese locker aus dem Hüftgelenk schoss. Anschließend schmetterte der „Lederhosenexpress“ einen Titel nach dem Anderen, sodass sich im Nu die Tanzfläche füllte und viele Paare ihre Hüften schwangen. Unterbrochen wurden die Tänzer dann allerdings von den Hüpfdohlen des SC Eintracht Germerode, die einige schicke Tänze darboten. Zur Erheiterung der jetzt schon stark gezeichneten Schoppengesichter trug auch noch ein Auftritt einer hochprofessionellen Kelly-Family-Coverband bei, die dafür sorgte, dass sich die Verteilung der Kampftrinker vor der Theke einmal durchmischte, weil sie sich die Darbietungen auf der Tanzfläche nicht entgehen lassen wollten. Sonst ist ein Stellungswechsel an der Theke nur zu beobachten, wenn die Pissrinne oder die Fressbude von Eddi Keiler aufgesucht werden muss. Der Samstagmorgen begann für viel Waldkämpfer wie jedes Jahr nach dem Augenaufschlagen mit den Fragen: „Wo bin ich hier eigentlich?“ und nach kurzer Orientierung: „Warum tue ich mir das an?“. Dann noch schnell die Familienpackung Kopfschmerztabletten mit dem halbvollen Glas Bier, dass man sich als Proviant für den Heimweg vom gestrigen Abend mitgenommen hat, runterspülen und auf zum Kloster. Dort wartete auch schon eine stattliche Meute von jungen Maibaumpflückern, die dann unter der Leitung von den zwei Kirmesweisen Nils Z. und Stefan B. zur Schlacht in die Birkenschonungen zogen. Aufgrund ständigen Antreibens durch besagte Kirmesweisen und die Burschen war der erste Wagen sehr schnell voll. Beim beladen des zweiten Wagens kam die Meute allerdings ins stocken, da Kirmesmädchen Ramona D. und Kirmesvater Elmar W. mit dem Frühstück einflogen. Als der Kofferraum geöffnet wurde war die Herde der Baumsammler allerdings irritiert, denn die Brötchen wurden nur als 2 verschiedene Selbstbausätze geliefert, der eine bestand aus Messer, Brötchen, Gehacktes und Zwiebeln und der zweite aus Messer, Brötchen und Ahler Worscht. Zwar kam es in der Vergangenheit mal vor, dass Butter unterm Gehacktes war, aber die Teile der Bausätze waren schon zusammengefügt. Früher gab es auch mal Käse und als Wachmacher den immer gern genommenen Kaffee. Nach der Stärkung war dann auch schnell der zweite Wagen voll und es ging zurück ins verschlafene Dörfchen. Unter Anleitung von Altbursche Timm W., Ex-Läufer Tobias Z. und mir hatte die Rotte der versoffenen Maibaumkiller schon fast das halbe Dorf mit frischen Birken versorgt, ehe die Burschen mit der Kapelle überhaupt ins Rollen gekommen sind. Aufgrund der enormen Geschwindigkeitsunterschiede kam es dann auch dazu, dass sich die beiden Einheiten zur Mittagseinkehr beim Zapfmeister Björn S. und seiner Frau verpassten. Naja, die Dampfriemen mit Currysoße und Stäbchenkartoffeln haben trotzdem geschmeckt, auch wenn´s ein wenig ruhig war, so ohne Kapelle. Im Anschluss waren im Handumdrehen alle Germeröder Haushalte mit grünen Maibäumen versorgt, damit die abgearbeitete Meute noch einen kurzen Schönheitsschlaf machen konnte. Andere Altverdiente sammelten sich derweil beim Vorsitzenden Benno Z., damit die Alkoholvernichtungsschlacht nicht ins stocken kam. Zahlreiche dort anwesenden erhielten dann auch ihr Ständchen, ich war auch da, aber ein Ständchen bekam ich an diesen Samstag nicht. Allerdings war zu beobachten, dass die Fahrt der Kapelle durch den Ort ziemlich planlos war, lag das vielleicht daran, dass der traditionelle Kapellenfahrer Nils „ich fahr an der Arbeit auch nen V8“ Z. nicht zur Verfügung stand? Und daraus, um 17.00 Uhr mit dem Ständchenspielen fertig zu werden wurde auch nichts. Der Kapelle war es ein Rätsel, warum der so genannte Kirmesläufer am ganzen Samstag nur mit der Kapelle mitgefahren ist und nicht gelaufen ist, so als Läufer?!? Kurzerhand wurde er umgetauft in „Gazelle der Kapelle“. Nachdem sich die Meute der Waldkämpfern eine Hand voll Wasser ins Gesicht geschmissen hatte, fand man sie neben vielen uswärtigen Suffköppen im Festzelt, um der heiligen AKE zu huldigen und deren Weihwasser oral anzuwenden. Auch die sogenannte Fressbude vor dem Eingang zur heiligen Halle ist vor den Vollsaufgeräten nicht verschont geblieben und die Band „Acoustics“ heizte bis in die frühen Morgenstunden ordentlich ein. Am Sonntagmorgen traf man sich dann, um den Kirmesgottesdienst zu besuchen und anschließend zu einem Ausnüchterungsmarsch durch den Ort zu starten. Also ich hab eine Theorie, weswegen sich viele Teilnehmer zum Festumzug verkleiden: das ist Tarnung, damit sie im Dorf nicht bei ihren stark schwankenden Bewegung erkannt werden. Aber die zwei Burschen waren anscheinend an diesem Morgen noch nicht ganz wach, denn sie gingen etwas leichtfertig mit ihren Stöcken um, sodass Kirmesweise Nils Z. die Situation ausnutzte und somit für eine Aufbesserung seiner privaten Chipskasse sorgte. Beim Gottesdienst hatte ich wieder die Ehre, meine Amtsschwester Dorlies S. zu unterstützen, aber auch die Burschen hatten sich um einen Vortrag in der Kirche nicht drücken können. Bei Olaf S. waren nur leichte Probleme vorhanden, seinen Einsatz zu finden und Uwe D. hatte an seiner Vortragsmappe netterweise ein Namensschild angebracht, damit beim Gottesdienst ja auch jeder weiß wird da zur Meute spricht. Beim Umzug waren wieder viele dabei und als man am Anger eintraf wurde getanzt, wobei ich mir hab sagen lassen, dass die Reihenfolge, in der getanzt wurde ziemlich verwirrend war. Hat denn der Fahnenträger mit seinen beiden Mädchen getanzt? Anschließend wurde der neue Stein mit dem Läuferbild enthüllt. Wieder im Zelt angekommen stärkte man sich an Eddis Fressbude, ehe die Meute der ausgehungerten Zugteilnehmer die Theke stürmte und dem Festwirt die isotonischen und vitaminreichen Fruchtzwerge quasi unter Zapfhahn weg riss, was wahrscheinlich auch an der Hitze von gefühlten 58,3° C im Zelt lag. Aber auch der Läufer und der Fahnenträger kapitulierten recht schnell gegenüber der Hitze und wurden von den Burschen recht früh entlassen. So kann man auch verhindern, dass Stock oder Fahne von einem trinkwütigen Freibiergesicht entwendet wird. Als dann endlich alle eine Alkoholkonzentration von 3,8 atü auf dem Kessel hatten und das Blasorchester die letzten Töne aus ihren Tröten rausgequält hatten fand endlich auch der letzte den Weg nach Hause, nicht zuletzt durch Hilfe der Ehefrauen. Der Frühschoppen am Montagmorgen begann genau so, wie der Sonntagabend aufgehört hatte. Als ich ins Festzelt hinein stürzte fielen mir genau die gleichen Gesichter entgegen wie am Abend vorher. Waren die eigentlich zu Hause? Ich denke schon, aber einige Bierinhalatoren hatte anscheinend einen ziemlich schweren Heimweg, denn als ich heut Morgen Arthur V. fragte, wie er nach Hause gekommen sei, da wurde mir nur ein Schulterzucken gezeigt, und Altbursche und Dieselfuchs Matze K. versuchte bei einem 3-türigem Golf zur 4. Tür auszusteigen. Ansonsten verlief der Frühschoppen ohne erwähnenswerte Vorkommnis, bis auf die Tatsache, dass sich die Kapelle den Aufbau auf der Bühne hätte sparen können, denn die Burschen waren beim Ständchenspielen nicht die schnellsten und so kam es, das bis kurz vor die Beerdigung die Kapelle zwischen den Bänken unterwegs war. Wer allerdings dran glauben musste war der Läufer Marvin „ich lass nicht los“ S., der von Altläufer Tobias Z. den Stab entrissen bekam. Aber die Sache war denn relativ schnell geklärt. Bei Blasmusik wurden die letzten Schoppen vernichtet, bis wir uns dann zur diesjährigen Kirmesbeerdigung im Zelt versammelten. Nun befinden wir uns hier, um der Kirmes die letzte Ehre zu erweisen. Doch bevor wir unsere geliebte Kirmes nach ihrem kurzen Leben in 2011 in die Versenkung hinab lassen werden, lasset uns beten: AKE unser, der du braust unsren Gerstensaft, Geheiligt werde dein volles Bierglas. Dein Rausch komme, deine Fässer leeren nie, wie im Festzelt, so auch demnächst in der Kneipe hier, unseren Durst nimm uns heute, wie auch wir vergeben unserer Leber. Und führe uns nicht in Versuchung eine Selters zu trinken, sondern erlöse uns von unserem Kater. Denn dein ist der Rausch und die Glückseligkeit in Ewigkeit. Prost....... Die Kollekte diese Trauerfeier ist für die kleinen jungen Häschen von Donnerstagabend bestimmt, damit sie sich Röcke leisten können, die über die Arschritze hinausgehen. Gehet hin im Frieden des Rausches und findet heut Nacht euer Zuhause! Amen!
© Salatkirmes Germerode 2023
Salatkirmes Germerode  09. - 13. Mai 2024

Rede der Kirmesbeerdigung am 06.

Juni 2011 von Kirmespfarrer Florian

Zindel

Meine lieben versoffenen, schlecht riechenden und immer noch durstigen Trauergäste. Wir haben uns hier vor diesem sehr mikrigem Löchlein versammelt, um der Salatkirmes Germerode nach ihrem fünftägigen Leben die letzte Ehre zu erweisen. Nach der Kirmes 2010 hat es sich ziemlich lang hingezogen, bis klar war, wer in diesem Jahr unsere ersehnte, weit über die hessischen Landesgrenzen hinaus bekannte Kirchweih zum Leben erwecken wird. Leider war kein Jungvolk zu gewinnen aber nach zähen Verhandlungen zwischen dem Burschen und dem Maichen von 2010 und den bereits verheirateten Altburschen Uwe D. und Olaf S. war das neue Team für das diesjährige Fest gefunden. Ganz zum Leidwesen eines Altburschens aus dem Unterdorf, der sich vor wenigen Wochen nach einem Skatabend in unserer Fassbierausschankstelle „Meißnerhof“ zu fortgeschrittener Stunde und nach dem Genuss zahlreicher alkoholischer Getränke zum Kirmesgott selbst gekrönt hat. Dieser pocht immer auf unsere Traditionen, nach denen nur unverheiratete Germeröder Männer zum Burschen ernannt werden dürfen. Allerdings wurde diese aber schon in den letzten Jahren gebrochen , denn wir hatten schon unverheiratete Frauen, die unser hartes Alkoholvernichtungszeltlager ausgerichtet hatten. Aber nun auch noch verheiratete Männer? Aber wie wir alle sehen konnten hat es natürlich auch funktioniert und, wer weiß, in Zeiten der Gleichberechtigung haben wir vielleicht nächstes Jahr zwei verheiratete Frauen an der Spitze! Und mal als Mann Kirmesmädchen zu sein ist auch eine ganz neue Erfahrung wert gewesen. Nun ging es aber für die frisch ernannten Burschen nicht unbedingt einfach los, die erste Hürde für die beiden war: „Wie sag ich es meiner Frau?“. Zum Glück musste ich mich als Kirmespfarrer nicht noch um zwei weitere Trauerfälle kümmern und außerdem, wo hätten wir denn auf die schnelle zwei neue Burschen herbekommen sollen? Das nächste Problem war wahrscheinlich die Suche nach passenden Bands und Kapellen für die 5 Tage des lauten Treibens oben auf dem Festplatz zu finden. Im Großen und Ganzen ist dies den beiden sehr gut gelungen, auch wenn sich ab und zu bei den Instrumentenquälern ein falscher Ton einschlich. Ich erinnere mich außerdem auch noch lebhaft an das Kreiskirmesburschentreffen der Hopfenblütenmanufaktur aus Eschewei im alten E- Werk. Ich und einige Altburschen, sowie der Kirmesläufer hatten die Ehre der völlig sinnlosen Saufveranstaltung beizuwohnen. Es hat allen großen Spaß gemacht bis, ja, bis es auf den Heimweg ging. Wir teilten uns hierfür mit 4 Mann ein Taxi. Ich musste natürlich als Jüngster auf der Rückbank zwischen Olaf S. und Uwe D. und bemerkte, dass einer der beiden neben mir immer stiller wurde, allerdings hat er nicht geschlafen und sein Gesicht war ganz blass. Kaum kam der Wagen in Germerode zum stehen und er Kutscher war entlohnt, da riss besagter Bursche die Tür auf und ließ sich die in Eschwege inhalierten Ahle Worscht Brote ein zweites mal durch den Kopf gehen. Naja, irgendwann musste das Training für die wilden Tage im Juni in die heiße Phase gehen. Anscheinend kreisten die Gedanken von Olaf S. in den Wochen darauf noch oft um die Germeröder Großveranstaltung, er war geistig oft abwesend, so auch beim Autofahren. Dies bekam das Auto seiner Frau schmerzlich zu spüren. Eine weitere Herausforderung für die beiden war auch das Aufstellen des Werbeschildes in Reichensachsen, bei dem ein Schrauberbit aufgab und dann kurzerhand die Spaxschrauben zu Nägeln umfunktioniert wurden und mit einem Fäustel ins Holz gedroschen wurden. Schließlich kam es dann soweit, dass der Donnerstag anbrach, an dem es abends mit der Disco losgehen sollte. Um uns nach dem Stand er Aufbauarbeiten zu erkundigen suchten das Kirmesmädchen von 2009, Mario „Nussbaum“ S., das Altkirmesmaichen Moni S. und ich den Tempel der Lust, also das Festzelt, auf. Es gab viel zu sehen, denn die Werbeplanen, die eigentlich schon an den Wänden hängen sollten lagen wild auf dem Boden verteilt, die Kirmesmädchen Ramona D. und Barbara S. waren eifrig am werkeln und hatten schon einige Plakate an die Zeltwände genagelt, aber was machten die Burschen? Die beiden standen diskutierend mitten zwischen den auf dem Boden verteilten Bannern und berieten sich, wie diese am besten aufzuhängen wären, aber sie waren noch nicht soweit gekommen, überhaupt nur eines davon an die Zeltwand zu tackern. Außerdem war auch ein Teil des Getränkeabfüllgeschwaders aus dem Hause Sippel, einschließlich des Vortänzers Björn „ich fahr jetzt zwei V8“ S. anwesend, der auf dem Besen durch die Festhalle ritt, um den Tanzboden von jeglichem Schmutz zu befreien. Nach kurzer Kraftanstregung durch alle eben Aufgezählten hatten wir aber die Lage schnell im Griff und ratzfatz alle anstehenden Arbeiten erledigt, damit am Abend dem feierwütigen Volk die Tore geöffnet werden konnten. Aber als plötzlich zwei Pizzakartons vom Griechen aus dem Nachbarort, ich glaub` der heißt Abterode, auf dem Tresen standen, da war der Festwirt dann doch ein wenig irritiert. Gegen späten Nachmittag schwankten dann auch noch Germeröder Jungväter ins Zelt und hielten die Burschen von der Arbeit ab. Das trinkwütige Völkchen bestand dann darauf, die richtige Temperatur des Gerstensaftes zu überprüfen, obwohl ich dies natürlich schon einige Zeit vorher getan hatte. Nachdem die Überprüfung zu einem positiven Ergebnis kam verwechselte allerdings Altbursche Marco R. aus A. das Kassenhäuschen mit einem Sitzmöbel, das unter dessen Gewicht sehr schnell aufgab. Als dann auch die Gehirnausblasgeräte durch unseren altbekannten Fachmann Mario B. aus W. aufgestellt waren und die beiden Musikmixer DJ Hagen und DJ Hahsenegger an ihren Abspielgeräten standen konnte endlich der Kindergarten, der auf dem Parkplatz stand, rein gelassen werden. Es war ne fette Party, die ihr Ende erst gegen 6 Uhr fand, obwohl die Beschaller um halb fünf anfingen, ihre Koffer zu packen. Anscheinend hatten einige Schoppenklopper nicht die richtige Taktzahl zum Gläser, äh nein, Becher, leeren gefunden und somit eine extra Runde einlegen mussten, um wenigstens einigermaßen besoffen die Veranstaltung verlassen zu können. Es war ein würdiger Auftakt, auch wenn mal wieder einige Halbstarke ausprobieren mussten, wie hart ein Schlag wohl sein muss, damit die Nase der gegenüberstehenden Person anfängt zu bluten. Am Freitag dann begann der Abend mit der offiziellen Kirmeseröffnung, bei der viele Germeröder zugegen waren, einschließlich der Alkoholvernichtungsgeschwaders Germerode Mitte unter Leitung des Kampftrinkers Benno Z. Außerdem brachte der Pufferbrater Carsten „Graf von Fleisch“ H. seine Kartoffelpuffer aus seiner Holzbude auf Rädern unters Volk, die dann auch die richtige Grundlage für die anschließende Alkoholvernichtungsschlacht war. Die Kirmeseröffnungsrede übernahm komplett der Veranstalter Uwe D., der diese locker aus dem Hüftgelenk schoss. Anschließend schmetterte der „Lederhosenexpress“ einen Titel nach dem Anderen, sodass sich im Nu die Tanzfläche füllte und viele Paare ihre Hüften schwangen. Unterbrochen wurden die Tänzer dann allerdings von den Hüpfdohlen des SC Eintracht Germerode, die einige schicke Tänze darboten. Zur Erheiterung der jetzt schon stark gezeichneten Schoppengesichter trug auch noch ein Auftritt einer hochprofessionellen Kelly-Family-Coverband bei, die dafür sorgte, dass sich die Verteilung der Kampftrinker vor der Theke einmal durchmischte, weil sie sich die Darbietungen auf der Tanzfläche nicht entgehen lassen wollten. Sonst ist ein Stellungswechsel an der Theke nur zu beobachten, wenn die Pissrinne oder die Fressbude von Eddi Keiler aufgesucht werden muss. Der Samstagmorgen begann für viel Waldkämpfer wie jedes Jahr nach dem Augenaufschlagen mit den Fragen: „Wo bin ich hier eigentlich?“ und nach kurzer Orientierung: „Warum tue ich mir das an?“. Dann noch schnell die Familienpackung Kopfschmerztabletten mit dem halbvollen Glas Bier, dass man sich als Proviant für den Heimweg vom gestrigen Abend mitgenommen hat, runterspülen und auf zum Kloster. Dort wartete auch schon eine stattliche Meute von jungen Maibaumpflückern, die dann unter der Leitung von den zwei Kirmesweisen Nils Z. und Stefan B. zur Schlacht in die Birkenschonungen zogen. Aufgrund ständigen Antreibens durch besagte Kirmesweisen und die Burschen war der erste Wagen sehr schnell voll. Beim beladen des zweiten Wagens kam die Meute allerdings ins stocken, da Kirmesmädchen Ramona D. und Kirmesvater Elmar W. mit dem Frühstück einflogen. Als der Kofferraum geöffnet wurde war die Herde der Baumsammler allerdings irritiert, denn die Brötchen wurden nur als 2 verschiedene Selbstbausätze geliefert, der eine bestand aus Messer, Brötchen, Gehacktes und Zwiebeln und der zweite aus Messer, Brötchen und Ahler Worscht. Zwar kam es in der Vergangenheit mal vor, dass Butter unterm Gehacktes war, aber die Teile der Bausätze waren schon zusammengefügt. Früher gab es auch mal Käse und als Wachmacher den immer gern genommenen Kaffee. Nach der Stärkung war dann auch schnell der zweite Wagen voll und es ging zurück ins verschlafene Dörfchen. Unter Anleitung von Altbursche Timm W., Ex-Läufer Tobias Z. und mir hatte die Rotte der versoffenen Maibaumkiller schon fast das halbe Dorf mit frischen Birken versorgt, ehe die Burschen mit der Kapelle überhaupt ins Rollen gekommen sind. Aufgrund der enormen Geschwindigkeitsunterschiede kam es dann auch dazu, dass sich die beiden Einheiten zur Mittagseinkehr beim Zapfmeister Björn S. und seiner Frau verpassten. Naja, die Dampfriemen mit Currysoße und Stäbchenkartoffeln haben trotzdem geschmeckt, auch wenn´s ein wenig ruhig war, so ohne Kapelle. Im Anschluss waren im Handumdrehen alle Germeröder Haushalte mit grünen Maibäumen versorgt, damit die abgearbeitete Meute noch einen kurzen Schönheitsschlaf machen konnte. Andere Altverdiente sammelten sich derweil beim Vorsitzenden Benno Z., damit die Alkoholvernichtungsschlacht nicht ins stocken kam. Zahlreiche dort anwesenden erhielten dann auch ihr Ständchen, ich war auch da, aber ein Ständchen bekam ich an diesen Samstag nicht. Allerdings war zu beobachten, dass die Fahrt der Kapelle durch den Ort ziemlich planlos war, lag das vielleicht daran, dass der traditionelle Kapellenfahrer Nils „ich fahr an der Arbeit auch nen V8“ Z. nicht zur Verfügung stand? Und daraus, um 17.00 Uhr mit dem Ständchenspielen fertig zu werden wurde auch nichts. Der Kapelle war es ein Rätsel, warum der so genannte Kirmesläufer am ganzen Samstag nur mit der Kapelle mitgefahren ist und nicht gelaufen ist, so als Läufer?!? Kurzerhand wurde er umgetauft in „Gazelle der Kapelle“. Nachdem sich die Meute der Waldkämpfern eine Hand voll Wasser ins Gesicht geschmissen hatte, fand man sie neben vielen uswärtigen Suffköppen im Festzelt, um der heiligen AKE zu huldigen und deren Weihwasser oral anzuwenden. Auch die sogenannte Fressbude vor dem Eingang zur heiligen Halle ist vor den Vollsaufgeräten nicht verschont geblieben und die Band „Acoustics“ heizte bis in die frühen Morgenstunden ordentlich ein. Am Sonntagmorgen traf man sich dann, um den Kirmesgottesdienst zu besuchen und anschließend zu einem Ausnüchterungsmarsch durch den Ort zu starten. Also ich hab eine Theorie, weswegen sich viele Teilnehmer zum Festumzug verkleiden: das ist Tarnung, damit sie im Dorf nicht bei ihren stark schwankenden Bewegung erkannt werden. Aber die zwei Burschen waren anscheinend an diesem Morgen noch nicht ganz wach, denn sie gingen etwas leichtfertig mit ihren Stöcken um, sodass Kirmesweise Nils Z. die Situation ausnutzte und somit für eine Aufbesserung seiner privaten Chipskasse sorgte. Beim Gottesdienst hatte ich wieder die Ehre, meine Amtsschwester Dorlies S. zu unterstützen, aber auch die Burschen hatten sich um einen Vortrag in der Kirche nicht drücken können. Bei Olaf S. waren nur leichte Probleme vorhanden, seinen Einsatz zu finden und Uwe D. hatte an seiner Vortragsmappe netterweise ein Namensschild angebracht, damit beim Gottesdienst ja auch jeder weiß wird da zur Meute spricht. Beim Umzug waren wieder viele dabei und als man am Anger eintraf wurde getanzt, wobei ich mir hab sagen lassen, dass die Reihenfolge, in der getanzt wurde ziemlich verwirrend war. Hat denn der Fahnenträger mit seinen beiden Mädchen getanzt? Anschließend wurde der neue Stein mit dem Läuferbild enthüllt. Wieder im Zelt angekommen stärkte man sich an Eddis Fressbude, ehe die Meute der ausgehungerten Zugteilnehmer die Theke stürmte und dem Festwirt die isotonischen und vitaminreichen Fruchtzwerge quasi unter Zapfhahn weg riss, was wahrscheinlich auch an der Hitze von gefühlten 58,3° C im Zelt lag. Aber auch der Läufer und der Fahnenträger kapitulierten recht schnell gegenüber der Hitze und wurden von den Burschen recht früh entlassen. So kann man auch verhindern, dass Stock oder Fahne von einem trinkwütigen Freibiergesicht entwendet wird. Als dann endlich alle eine Alkoholkonzentration von 3,8 atü auf dem Kessel hatten und das Blasorchester die letzten Töne aus ihren Tröten rausgequält hatten fand endlich auch der letzte den Weg nach Hause, nicht zuletzt durch Hilfe der Ehefrauen. Der Frühschoppen am Montagmorgen begann genau so, wie der Sonntagabend aufgehört hatte. Als ich ins Festzelt hinein stürzte fielen mir genau die gleichen Gesichter entgegen wie am Abend vorher. Waren die eigentlich zu Hause? Ich denke schon, aber einige Bierinhalatoren hatte anscheinend einen ziemlich schweren Heimweg, denn als ich heut Morgen Arthur V. fragte, wie er nach Hause gekommen sei, da wurde mir nur ein Schulterzucken gezeigt, und Altbursche und Dieselfuchs Matze K. versuchte bei einem 3- türigem Golf zur 4. Tür auszusteigen. Ansonsten verlief der Frühschoppen ohne erwähnenswerte Vorkommnis, bis auf die Tatsache, dass sich die Kapelle den Aufbau auf der Bühne hätte sparen können, denn die Burschen waren beim Ständchenspielen nicht die schnellsten und so kam es, das bis kurz vor die Beerdigung die Kapelle zwischen den Bänken unterwegs war. Wer allerdings dran glauben musste war der Läufer Marvin „ich lass nicht los“ S., der von Altläufer Tobias Z. den Stab entrissen bekam. Aber die Sache war denn relativ schnell geklärt. Bei Blasmusik wurden die letzten Schoppen vernichtet, bis wir uns dann zur diesjährigen Kirmesbeerdigung im Zelt versammelten. Nun befinden wir uns hier, um der Kirmes die letzte Ehre zu erweisen. Doch bevor wir unsere geliebte Kirmes nach ihrem kurzen Leben in 2011 in die Versenkung hinab lassen werden, lasset uns beten: AKE unser, der du braust unsren Gerstensaft, Geheiligt werde dein volles Bierglas. Dein Rausch komme, deine Fässer leeren nie, wie im Festzelt, so auch demnächst in der Kneipe hier, unseren Durst nimm uns heute, wie auch wir vergeben unserer Leber. Und führe uns nicht in Versuchung eine Selters zu trinken, sondern erlöse uns von unserem Kater. Denn dein ist der Rausch und die Glückseligkeit in Ewigkeit. Prost....... Die Kollekte diese Trauerfeier ist für die kleinen jungen Häschen von Donnerstagabend bestimmt, damit sie sich Röcke leisten können, die über die Arschritze hinausgehen. Gehet hin im Frieden des Rausches und findet heut Nacht euer Zuhause! Amen!